Montag, 28. November 2011

Quito - Lasso und Nationalpark Cotopaxi





Ver Quito - Lasso en un mapa más grande


Von Quito fahren wir nach Lasso. Diesen kleinen Ort an der Panamericana wollen wir als Ausgangspunkt fuer eine Tour in den Cotopaxi Nationalpark nutzen. Der Bus von Quito laesst uns in der Mitte des Ortes raus und wir marschieren los, auf der Suche nach einer guenstigen und schoenen Unterkunft. Zum Glueck lassen wir uns von den Einheimischen nicht belabern, denn so finden wir nach kurzer Suche die Cabanas de los Volcanos. Eine sehr freundliche und guenstige Herberge, sogar mit direktem Blick auf den Cotopaxi. Wir zahlen 7 US-Dollar pro Kopf, dafuer haben wir wunderbare Doppelzimmer mit Fruehstueck. Die Besitzer sind superfreundlich, schuetteln uns allen die Hand und geben wertvolle Tipps fuer den Nationalpark.

in Lasso angekommen...

...finden wir diese wunderbare Unterkunft...

...mit Blick auf den Cotopaxi!

erstmal ankommen und entspannen!

Malte freut sich ueber ein ordentliches Zimmer

noch schnell die Wandkarte zur Orientierung fotografiert
abends lecker Haehnchen in einer lokalen Polleria

Wie auf der Karte unten zu sehen ist, wollen wir nordwestlich des Nationalparks starten und ueber den Vulkan Ruminahui in den Nationalpark hineinwandern. Dazu halten wir am naechsten Morgen einen Bus an der Panamericana an und lassen uns etwa zehn Kilometer noerdlich wieder hinauswerfen.





Ver abgebrochene Cotopaxi-Park-Erkundung en un mapa más grande


Nun muessen wir noch ein paar Kilometer gehen, bis zum Eingang zum Ruminahui-Park. Doch schon nach kurzer Zeit haelt ein Jeep aus Quito und bietet uns eine Mitfahrgelegenheit an. An der Kontrollstelle angelangt, zahlen wir bei den Rangern den Eintritt (2 Dollar pro Nase) und marschieren los.

Abzweigung an der Panamericana

erst immer der Nase nach
Wir sind uns nicht sicher ueber den richtigen Weg, waehlen leider (wie sich spaeter herausstellen sollte) den falschen. Haetten wir doch mal die Ranger gefragt. Die Ausschilderung an der Station ist mangelhaft. Wir treffen eine Gruppe junger Studenten aus Quito. Die wissen den Weg zwar auch nicht, schliessen sich uns aber an und sind offensichtlich gluecklich darueber, ihre Englischkenntnisse an den Mann bringen zu koennen.
Nach einiger Zeit lassen wir die Gruppe hinter uns. Der Weg hoert ploetzlich an einem Grillplatz auf, wir haetten eine der Abzweigungen vorher nehmen sollen, was wir dann auch tun. Doch schon nach kurzer Zeit gabelt sich der Weg erneut und wir stehen wieder vor der Frage: Rechts oder links? Wir entscheiden uns fuer rechts, was wieder ein Fehler war. Leider hilft uns hier auch die abfotografierte Karte (siehe oben) nicht weiter, denn die Wege stimmen nicht mit denen auf der Karte ueberein.
Wir marschieren den Weg, der sich an den Vorbergen des Vulkans langschlaengelt, etwa eine Stunde entlang. Dann endet er abrupt. Ein kleiner Pfad fuehrt in einen Canyon, doch auch dieser Pfad endet nach wenigen Metern. Dann beginnt es zu regnen. Malte rutscht auf dem glatten Untergrund aus und haut sich das Schienbein an. Wir ziehen schnell unsere Regensachen ueber. Leider kommen zu allem Unglueck auch noch winzige Muecken dazu, die uns ratzfatz die Beine kaputtstechen. Als der Regen abnimmt, denken wir: Nur weg hier. Einige Meter zurueck entdeckt Olla einen Pfad, der in einen anderen Canyon hinunter und auf der anderen Seite wieder hinausfuehrt. Wir entscheiden uns, diesem Pfad zu folgen und danach erst einmal an Hoehe zu gewinnen, damit wir einen Ueberblick darueber haben, wo genau wir uns befinden (den Volkan koennen wir aufgrund der Vorberge die ganze Zeit ueber nicht sehen).
Regenklamotten an - mal wieder :(

wo gehts lang?



Gesagt, getan. Der Pfad fuehrt auf der anderen Seite des Canyons steil bergan, entpuppt sich aber schon nach kurzer Zeit als sich aufloesender Trampelpfad. Der Grund: Hier wurden ueberall an den Haengen kleine Baeume gepflanzt. Ueber den Pfad sind die Pflanzenden mit dem zu Pflanzenden auf den Hang gelangt, danach verzweigt er sich unendlich, so dass wir eigentlich querfeldein gehen. Egal, sagen wir uns. Erstmal weiter Hoehe machen.
Und so geht es weiter durchs mit zunehmender Hoehe lichter werdende Gestruepp, bis schliesslich, auf geschaetzten 4.000 Metern ein Gewitter aufzieht. Schnell schaffen wir es noch, das Zelt an einer halbwegsa ebenen Stelle aufzubauen, dann prasselt auch schon der Hagel nieder und es kracht beaengstigend. Wir liegen im Zelt und zaehlen die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Keine Frage: Das Gewitter rueckt unaufhaltsam naeher. Das bloede: Wir sind an diesem relativ kahlen Hang (nur kleine Straeucher) ein ziemlich exponiertes Ziel fuer den Blitz. Als nachher nur noch wenige hundert Meter zwischen uns und den Einschlaegen liegen, wirds langsam brenzlig. Wir liegen flach im Zelt, frieren uns den Arsch ab und warten auf den naechsten Blitz. Ploetzlich ein unglaublich helles Zucken, unmittelbar danach ein gewaltiges, ohrenbetaeubendes Krachen. Verdammt. Der war keine hundert Meter entfernt, die Zeit zwischen Blitz und Donner betrug nur den Bruchteil einer Sekunde. Die Situation ist kritisch und wir haben echt Schiss. Aber was sollen wir tun, ausser ausharren? Wenn wir jetzt ausserhalb des Zeltes aufrecht rumlaufen, werden wir nicht nur klitschnass, sondern bieten dem Blitz auch noch ein viel besseres Ziel.

4.000 Meter und es zieht sich zu


in der dicksten Suppe
 
Nach einer geschlagenen adrenalingetraenkten halben Stunde (vielleicht die laengste in meinem Leben) hoert das Gewitter endlich auf. Wir packen nur noch unsere Sachen zusammen und sagen dem Berg goodbye. Bei diesem Wetter hat das keinen Zweck, es ist einfach zu gefaehrlich. Also geht es den ganzen Hang wieder hinunter, querbeeet durchs Gestruepp. Unten dann den Weg zurueck zum Wald und von dort zurueck zur Rangerstation, wo wir gegen halb acht im Dunkeln ankommen. Einer der Ranger ist so nett, uns mit dem Pickup an die Panamericana hinunterzufahren (wir geben, froh wie wir sind, ein fuerstliches Trinkgeld von zehn Dollar), wo wir einen Bus anhalten der uns zurueck nach Lasso bringt. Im Refugio angekommen, trocknen wir nur noch unsere Sachen und ruhen uns aus. Das war mal ein Reinfall!

Rueckweg im dunkeln

erstmal Sachen trocknen!

umfunktionierter Fernseher

Freitag, 25. November 2011

Vulkan Pichincha

Der "Hausberg" von Quito ist der aktive Vulkan Pichincha, der mit seinen zwei Gipfeln (4.690 und 4.794 Meter) die Stadt ueberragt. Mit der Seilbahn Teleferico kann man, wie auch in Bogota, bequem von der Stadt auf den Berg fahren; in diesem Fall bis auf 4.100 Meter. Das machen wir heute.

Olla vorm Eingang des Vergnuegungsparks

Achterbahn muss warten - der Berg ruft!
Mit dem Taxi geht es zur Talstation. Bei der Talstation befinden sich auch ein Vergnuegungspark mit Achterbahn usw., sowie andere, teils noch nicht fertiggestellte Touri-Attraktionen. Fuer die Fahrt auf den Berg und retour zahlen wir ca. 8,50 pro Person - und wundern uns, dass wir an der wartenden Schlange vorbeigeleitet und direkt in die naechste Gondel gesetzt werden. Spaeter erfahren wir, dass man uns das doppelt so teure "Express-Ticket" angedreht hat. Mist! So lang war die Schlange nun auch wieder nicht.

bitte einsteigen!
An der Bergstation angekommen, marschieren wir sofort los. Schon nach den ersten Metern allerdings reduzieren wir unser Tempo massiv, denn die Hoehe macht sich bemerkbar. Die Muskeln spielen mit, aber wir haben das Gefuehl, dass die Atmung nicht mithaelt und muessen ordentlich nach Luft schnappen. Mit der Zeit gewoehnen wir uns aber daran und passen unser Tempo entsprechend an. Der Pfad zum "kleinen" Gipfel verlaeuft stetig ueber die Flanke des Berges, unser Ziel, den Gipfel koennen wir die ganze Zeit ueber sehen und die Entfernung abschaetzen.

ein super Blick ueber Quito...

...hier von 4.100 Metern!

da hinten solls raufgehen

Firma Speckmann aus Oldenburg war vor uns da

Suchbild fuer Sonja

zum Gipfel - mit Zoom nahe dran


Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Wie auch schon in den vergangenen Tagen zieht es gegen fruehen Nachmittag zu. Nebel umhuellt den Gipfel und wir fragen uns, wie lange wir noch weitermarschieren koennen und ob wir den Gipfel heute noch erreichen koennen.

es zieht sich zu

Nebel kriecht ueber die Haenge

schnell was Warmes anziehen

es wird immer steiler
Schliesslich erreichen wir die ersten schroffen Felsen in der Gipfelregion. Der bisher schon stellenweise enorme Anstieg nimmt jetzt noch zu und der Verlauf unseres Pfades goennt uns keine ebenen Verschnaufabschnitte mehr, denn wir nahmen an einer Abzweigung den linken, kuerzeren Pfad zum Gipfel. Mittlerweile verliert sich die ueberwiegend aus Graesern bestehende Vegetation und macht dichten Bodendeckerpflanzen Platz. Inzwischen hat sich der Himmel bedrohlich zugezogen, dunkle Wolken ringsherum und entferntes Grollen lassen  uns ueberlegen, ob es Sinn macht, weiterzugehen.

Bodendecker wie diese stellen hier oben die dominierende Vegetation...
...und bilden witzige Bluetenstaende

auch andere Pflanzen....

...bluehen schoen


hier wird es steil und rutschig

Blick zurueck

warten die Geier auf uns?

Malte ist immer vorne
sollen wir den letzten Abschnitt wagen?





Wir entscheiden uns fuers Weitergehen, zumindest, solange es nicht schlimmer wird. Schliesslich stehen wir vielleicht 150 Meter unterhalb des Gipfels auf dem schmalen Grat, um uns herum wehen Nebelfetzen um die Klippen und es ist sehr kalt geworden. Dann setzt Regen ein. Olla und ich sind dafuer, schnell talwaerts zu gehen, denn die Gewitterfront ist bedrohlich nahe gekommen. Malte aergert sich, er moechte unbedingt auf den Gipfel. Olla und ich druecken uns an eine einigermassen Schutz bietende Steilwand, waehrend Malte die Beine in die Hand nimmt bei einem letzten, verzweifelten Versuch, den Gipfel vor dem Gewitter zu erreichen. Wir haben aber vereinbart, dass er sofort umkehrt, falls wir aufgrund des Wetters Sichtkontakt verlieren.

abwarten...

...und Tee trinken, bzw. Zigaretten rauchen

da oben steckt Malte

Wetter sieht nicht gut aus
In den Felsen sehen wir Malte untertauchen. Mit seiner Softshelljacke ist er fast unsichtbar. Hin und wieder sehen wir ihn als bewegten Punkt in den Felsen herumkraxeln. Dann dicker Nebel und weg ist er. Ein Blitz kracht irgendwo in wenigen hundert Metern Entfernung, der Wind hat zugenommen und die dicken schwarzen Wolken scheinen von allen Seiten auf uns zuzutreiben. Hoechste Zeit, zu verschwinden.

Das hat gluecklicherweise auch Malte erkannt. Wenig spaeter taucht er aus der Nebelsuppe auf und wir erkennen, dass er mit Vollgas auf uns zukommt. Kaum hat er uns erreicht, verkriechen wir uns etwas unterhalb unter ueberhaengenden Felsen, denn es faengt jetzt heftig an zu hageln und das Gewitter tobt sich direkt ueber unserem Rueckweg aus. Mistkacke!

Zeit fuer den Rueckweg

erstmal schnell anstossen

Schoenen Dank an Oma Erika!
Wir warten an der halbwegs vor Hagel und Blitzen geschuetzten Stelle ca. eine halbe Stunde, waehrend der Hagel liegenbleibt und die Umgebung in ein helles weiss taucht. Wir nutzen die Zeit und stossen auf die Halbzeit unserer Reise an, die auf den heutigen Tag faellt. In diesem Sinne haben wir heut doppeltes Bergfest. Malte hat zu diesem Zweck einen wunderbaren Schnaps in Quito erstanden. Als das Gewitter nachlaesst und nur noch vereinzelt in weiterer Entfernung Blitze niedergehen, machen wir uns auf die Socken, um hier runterzukommen. Inzwischen sind wir auch ziemlich am frieren, trotz Zwiebelkleidung.

Der Rueckweg geht deutlich schneller als der Hinweg. Klar, wir brauchen zum runterlaufen ja auch nicht soviel Luft. Auf halber Strecke zur Bergstation des Teleferico treffen wir ein Filmteam, das gerade sein Zeug aufbaut. Wir erfahren: Es handelt sich um ein Team des internationalen Senders "Deutsche Welle", das hier gerade einen Spot drehen moechte.

Rueckweg

gepuderter Gipfel

da hinten versteckt sich irgendwo die Seilbahnstation

etwas makabere Werbung in der Station
Wenig spaeter sind wir dann auch schon an der Bergstation und fahren mit der Gondel zurueck in die Waerme. Malte aergert sich wahnsinnig, dass er schon wieder bei einer Besteigung abbrechen musste. Nichtsdestotrotz: Schoen war's trotzdem. Wir hoffen auf besseres Wetter fuer Ecuador, schliesslich wollen wir noch zum Cotopaxi.