Dienstag, 13. Dezember 2011

Salkantay-Trek nach Machupicchu


Ver Salkantay-Trek to Machupicchu en un mapa más grande


Gut ausgestattet mit Nahrung und Wasser setzen wir uns in den Bus nach Abancay. Dem Fahrer sagen wir Bescheid, dass er uns an der Abzweigung nach Mollepata aussteigen laesst. Das klappt ganz gut.
An der Abzweigung haben wir ein unangenehmes Déjà-vu: Sandflies-aehnliche Mistviecher fallen ueber uns her und zerstechen uns die Beine. Also keine Zeit fuer Pausen. Wir nehmen die Beine in die Hand und machen uns auf den Weg, hoffend, dass bald eine Mitfahrgelegenheit erscheint.


Blick auf die Hauptstrasse

denn ma los!

unsere Mitfahrgelegenheit:

ein klappriger, doch angenehmer Lkw

hinter Mollepata...

...wirds anstrengender


die Einheimischen lassen sich lieber kutschieren
Was sie dann auch sehr bald tut. Ein Lkw - wie hier ueblich beladen mit Einheimischen - erscheint, und wir halten ihn an. Die Leute helfen uns mit unseren schweren Rucksaecken auf die Ladeflaeche. Schon geht es los ueber die staubige Schotterpiste hoch zu unserem Startpunkt Mollepata. Dort angekommen entrichten wir eine geringen Mitfahrgebuehr und rasten bei einer kuehlen Cola. Am Plaza de Armas schauen uns zahlreiche Kinder und Jugendliche mit offenen Muendern dabei zu. Scheinbar rasten die wenigen Touristen, die hier vorbeikommen, nicht im Ort, sondern ziehen gleich weiter.

Nach Mollepata steigt die Strasse zunaechst maechtig an. Wir sehen den Ort hinter und unter uns verschwinden, waehrend wir uns schwitzend den Berg hinaufarbeiten. Spaeter zweigt ein schmaler Pfad ab, an den ich mich noch erinnern kann. Er fuehrt noch steiler bergan, bis wir einen Bewaesserungskanal erreichen, dem wir nun folgen muessen.

 


saumaessige Bekanntschaften




Nun ist es auch nicht mehr weit bis zum ersten Campingplatz. Nach einem letzten schweisstreibenden Anstieg erreichen wir ihn. Hier wohnt eine junge Familie, campen kostet nix (zahle, was du willst). Wir bauen das Zelt auf und versuchen, ein Feuer in Gang zu kriegen zum kochen. Das herumliegende Geaest erweist sich als ein wenig feucht. Die Dame des Hauses erscheint nach einiger Zeit mit einem brennenden Holzscheit aus der Kueche, das sie uns zum entfachen des Feuers gibt. Die beiden kleinen Soehne der Familie haben ein Metallrohr und helfen froehlich pustend dabei mit, das Feuer in Gang zu bringen.

Derart unterstuetzt bringen wir das Wasser fuer die Instantsuppen tatsaechlich zum Kochen (nicht, dass wirs nicht auch allein geschafft haetten), waehrend die beiden Jungs Gefallen am Zuendeln finden und uns leider alles moegliche Zeug auf das Feuer werfen, darunter leider auch Plastikmuell, bis ihre Mutter uns erloest, indem sie die beiden schlafen schickt.

Nachst haben wir wieder die unangenehme Erfahrung eines ausgewachsenen Gewitters in der Hoehe. Es kracht gewaltig, zum Glueck aber diesmal weiter entfernt als am Cotopaxi. Am Morgen entdecken wir beim Abbau des Zeltes eine kleine Tarantel direkt neben dem Eingang. Zuerst stellt sie sich tot, doch ploetzlich gibt sie Gas und versucht unbemerkt zu entkommen.

Keine Angst, ist doch noch ein Baby!








Nach einem kurzen Fruehstueck geben wir der Frau von der Familie fuer ihre nette Hilfe noch einen etwas "dickeren" Schein, als wir es sonst getan haetten. Aber diese Leute waren wirklich sehr nett, und die beiden kleinen Jungs in ihren dreckigen, zerissenen Klamotten haben uns auch sehr leid getan. Vielleicht hilft es ja was. Dann geht es weiter, zuerst wieder steil bergan, dann auf dem Grat entlang und schliesslich immer am Hang entlang, mal auf, mal ab. So erreichen wir relativ schnell den zweiten Campingplatz, auf dem ich damals mit Daniel die erste Nacht gezeltet habe. Hier treffen wir Rike und Lars aus Deutschland (liebe Gruesse!), die ebenfalls den Salkantay-Trek machen wollen. Zusammen mit den beiden marschieren wir noch bis Soraypampa, unterhalb des herrlichen Massivs des Huamantay (fast 6.000m), von dem man leider aufgrund des nicht so guten Wetters nicht viel sehen kann.





kurz vor Soraypampa

die kommen fast ueberall durch


wir auch


am Camp
unser Refugio - von innen

von aussen

im "Kuechenzelt"

unsere freundliche "Gastfamilie"

Ein Wort zum Wetter allgemein: Die Regenzeit hat hier gerade begonnen, und deshalb haben wir leider nicht so schoenes Wetter, wie damals vor drei Jahren. Es ist ziemlich durchwachsen, Wolken haengen eigentlich die ganze Zeit in den Bergen und verdecken die Sicht. Zum Glueck regnet es nicht durchgaengig, so dass wir zwischendurch immer wieder Gelegenheit zum Trocknen der Regensachen (und was sonst nass geworden ist) haben.

In Soraypampa spricht uns ein Einheimischer an. Er hat einen Campingplatz, auf dem wir nichts bezahlen muessen. Einzige Bedingung: Wir muessen unsere Vorraete an seinem Laden auffrischen. Der hat es dann auch in sich: 8 Soles (ca. 2,75 US-$) fuer 1,5 Liter Wasser - im Supermarkt in der Stadt kosten 3 Liter zum Vergleich 2,10 Soles.

Dafuer gibt es einen ueberdachten Unterstand fuer die Zelte auf seinem Camp, der aussen mit Plastikplanen gegen den Wind abgeschirmt wird, so dass wir darauf verzichten, unser Zelt aufzubauen, sondern nur mit Isomatte und Schlafsack die Nacht verbringen. Abends kochen wir noch, wobei uns die Besitzer des Platzes freundlicherweise einen Gaskocher zur Verfuegung stellen. Toiletten gibt es auch: eine Huette ein wenig abseits, kein Plumpsklo, dafuer aber ohne Licht (undurchscheinendes Dach), also muessen wir die Tuer einen Spalt weit offen stehen lassen, damit wir was sehen (oder die Stirnlampe mitnehmen).

Die Nacht wird doch recht kalt und wir wuenschen uns, das Zelt doch aufgebaut zu haben. Am morgen dann eine unangenehme Ueberraschung und die Erkenntnis, einen dummen Anfaengerfehler gemacht zu haben: Wir suchen die Tuete mit den frisch gekauften Essensvorraeten und dem Fruehstueckskaffee. Am Abend haben wir sie auf den Tisch in unserer (offenen) Unterkunft gestellt. Ein bloeder Fehler. Olla und ich durchsuchen fieberhaft unsere Klamotten, waehrend unsere Stimmung sinkt. Nichts zu machen, die Tuete bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe eine boese Vermutung und suche mehrmals die naehere Umgebung ab. Tatsaechlich, schliesslich finde ich die Reste unserer Tuete in der Naehe eines Baches. Alles ist aufgerissen und zerkaut. Der Zucker, der Reis (ungekocht), das Brot und eine Tuetensuppe (ungekocht) sind aufgefressen, uebrig geblieben sind nur das Salz und eine durchgeweichte Tuete mit dem Kaffeepulver, sowie eine Dose Linsen, an der noch deutlich die Bissspuren von Hundezaehnen zu erkennen sind.

Demzufolge faellt es auch nicht schwer, die Schuldigen zu finden. Sie lebten die ganze Zeit unter uns und tun so, als waere nichts geschehen. Die zwei mittelgrossen Koeter, die hier den Platz bewachen und uns gestern abend mit ihren treuen Hundeaugen so lieb angeguckt haben. Naja, unser Fehler. Haetten wir besser wissen muessen.

Heute, am dritten Wandertag, kommen wir schon nicht mehr so leichtfuessig voran. Wir starten ja heute auf rund 4.000 Metern, man merkt die Hoehe schon und schliesslich hatten wir ja auch keinen Kaffee zum Fruehstueck. Bei Sonne-Wolken Mischmasch marschieren wir heute in das Tal unterhalb des Salkantay-Passes. Zuerst nur maessig bergauf. Kurz vor den beeindruckenden End- und Seitenmoraenen schlaengelt sich der Pfad dann in unzaehligen Serpentinen bergan, um die Hoehe der Endmoraene zu ueberschreiten.


am naechsten morgen. geraedert weiter.


zahlreiche kleine Wasserfaelle
Hier wirds nun richtig anstrengend und wir verlangsamen unser Tempo auf kleine, einzelne Schritte. Es ist nicht die Kraft, die fehlt, sondern die Luft. Trotzdem kommen wir noch recht gut voran. Am fruehen Nachmittag erreichen wir wie geplant die Passhoehe auf 4.600 Metern. Doch es ist hier sehr kalt, regnet und es weht ein kraeftiger Wind von der anderen Seite. Wir machen daher keine Fotos, keine Gipfelpause, sondern beeilen uns, etwas geschuetzteres Terrain zu erreichen. Hinter einem grossen Felsblock holt Malte erst einmal seine (noch eine?) Pulle Schluck heraus und wir stossen auf die Passueberquerung an.

Hinter dem Pass geht es stetig steil bergab. Relativ schnell sind wir wieder in waermeren Gefilden, obwohl es hier auch noch windet und regnet. Schliesslich erreichen wir die Baumgrenze und damit geschuetztere Bereiche. An einer Huette machen wir Rast und wollen etwas zu trinken kaufen. Nach einigem Klopfen torkelt der Besitzer aus der Tuer, den Mund schwarz und voller Kokablaetter. Er verkauft uns Cola und was wir sonst haben wollen, diesmal zu fast normalen Preisen. Dann stellt er sich vor uns und beginnt, Theater zu spielen. Er heult vor uns und erzaehlt konfuses Zeug, dem wir entnehmen, dass Peru ein Scheissland zum Leben sein soll. Wir gehen nicht darauf ein, sondern sehen zu, dass wir hier wegkommen. Offensichtlich ist dieser Typ von irgendetwas zugedroehnt, wir sind uns einig, dass das Heulen gespielt war und die Aktion den Zweck hatte, aus den reichen Gringos Geld herauszuleiern. Eine Masche, die mir gegen die Hutschnur geht. Es mag ihm schlecht gehen, aber eine gekuenstelte Schau abzuziehen finde ich nicht die richtige Methode, um an ein wenig Geld zu kommen.


es wird gruener...

...und feuchter...

...und tierischer!




Wir erreichen den naechsten Campingplatz gegen vier Uhr, haben also noch reichlich Zeit zum Aufbauen und Kochen usw. Der Besitzer oder Aufpasser des Platzes hat (mehr oder weniger) kuerzlich ein boeses Schicksal erlitten. Vor drei Jahren war es noch seine Frau, die uns auf den Platz liess. Heute liegt sie unter der Erde, einen Huegel und ein Holzkreuz zeigen die Begraebnissstelle an, wo ihr alter Mann, der uns heute empfaengt, sie vergraben musste. Der Alte ist offensichtlich total betrunken, mit seinem zahnlosen Mund, der nach tausend unangenehmen Geruechen duftet, moechte er uns alle kuessen, was wir mehr oder weniger erfolgreich abzuwehren wissen. Auch hier duerfen wir wieder umsonst (pay what you want) zelten.

Wir bauen auf und machen danach ein ordentliches Feuer, an dem wir auch nach dem Kochen noch eine Weile mit Lars und Rike sitzen bleiben. Die Nacht ist warm und angenehm, endlich mal wieder richtig tief schlafen!

Am naechsten morgen, nach kurzem und leider kaffeelosen Fruehstueck (wir konnten noch keinen neuen auftreiben), werden wir vom armen Opi verabschiedet, wie wir empfangen wurden: Er drueckt uns an sich, und versucht, uns Kuesse ins Gesicht zu druecken. Einige von uns entkommen erfolgreich, andere knutscht er direkt auf den Mund. Wir druecken ihm schnell etwas Geld in die Hand ueber das er sich sichtlich freut und machen, dass wir hier wegkommen.

Nach wenigen Stunden erreichen wir die Stelle, wo das Tal sich teilt, bzw. ein Fluss von links einmuendet. Hier sind noch ein paar Huetten, an denen wir eine Cola-Schokoladen-Kippenpause einlegen. Danach geht es ueber eine kleine Bruecke ueber den Bach. Dahinter sehen wir schon die neu gebaute Strasse nach Playa, die es damals vor drei Jahren noch nicht gab. Ein Mann hat uns bei der Pause noch geraten, die neue Strasse zu nehmen, da der alte Pfad nicht mehr in Stand gesetzt wuerde, und daher einige Bruecken fehlten. Schade. Natuerlich ist die Strasse besser zu gehen, der Pfad jedoch landschaftlich sehr viel schoener.



Nein - hier mussten wir den Fluss nicht ueberqueren!

obwohl es sicher lustig gewesen waere...

kurz vorm Ziel...

hat's schoene Blueten!



Wir muessen auch feststellen, dass die Thermalquellen ein Stueck weiter nicht mehr da sind. Es sieht aus, als haette man sie auf dem steilen Hang dem Neubau der Strasse geopfert. Sehr sehr schade, hatten wir uns doch alle schon auf ein warmes Bad gefreut!

Auf der Strasse kommen wir gut voran. Am spaeten Nachmittag, kurz vor Playa, bekommen Rike und Lars eine kostenlose Mitfahrgelegenheit nach Santa Teresa, wir quartieren uns auf einem Campingplatz in Playa ein, wo wir wieder tatkraeftige Unterstuetzung beim Kochen mit Holz von der halben Dorfbevoelkerung erfahren duerfen, nachdem wir schon ein Schweinegeld fuer etwas Feuerholz bezahlt haben (hier im Dorf liegt nichts brauchbares rum). Dafuer gibt es auf dem ueberteuerten Campingplatz eine angeblich heisse Dusche, die jedoch nach 20 Sekunden (natuerlich) arschkalt ist. Egal, Dusche ist trotzdem purer Luxus hier.


alle wollen mithelfen...

...oder nur erleben, wie sich der Gringo blamiert!
Am naechsten Morgen haben wir auch endlich wieder Kaffee. So starten wir ausgeruht und relativ fit auf den letzten Abschnitt unseres Weges. Wir folgen der Strasse auf dem rechten Flussufer eine Weile, dann zweigt der Inkatrail (ein anderer, nicht der bekannte), von der Strasse ab. In der Huette am Rand des Weges kann sich die gute Mutti auf Nachfrage noch an mich erinnern, wie ich vor drei Jahren hier einen Hund abgegeben habe, der uns aus dem Ort gefolgt war. Dem Hund geht es gut, er ist wieder nach hause gelaufen.


an dieser Huette habe ich vor drei Jahren den Hund abgegeben

durch Kaffeepflanzungen...

...ueber alte Inkatreppen...
...mit herrlichen...

...Aussichten!

Passfoto!
Ueber die Kaffeeplantagen und vorbei an Bananenstauden windet sich dieser wunderschoene Trail agavengesaeumt den Hang hinauf, zuerst moderat, dann brachial steil. Wir sind voellig durchgeschwitzt und erledigt, als wir den Pass erreichen. Auf der anderen Seite machen wir eine kurze Pause an den Inkaruinen mit Blick auf Machu Picchu. Danach geht es schnell und steil weit hinunter zum Fluss. Malte hat Schmerzen im Knie, haelt sich aber wacker.



kuckuck!

da ist's:

Machu Picchu - mit Wasserfall

Am Flussufer verlaeuft der Weg ueber eine Haengebruecke und auf der anderen Seite am Ufer entlang in Richtung des eindrucksvollen Wasserfalls, der hier mit maechtigem Getoese aus dem blanken Fels geschossen kommt. Als wir schliesslich das Hydroelectrico erreichen, sind wir ziemlich alle. Wir beschliessen, mit dem Zug zu fahren, anstatt die rund vierzehn Kilometer bis Aguas Calientes zu laufen. Leider ist der Zug teuer geworden: 18 statt damals 8 Dollar, dazu noch eine apartheitsmaessige Trennung zwischen Einheimischen- und Touristenabteil.


endlich: die Haengebruecke!

endlich: der Wasserfall!

endlich: der Zug

endlich da!!!
In Aguas Calientes ist enttaeuschend, dass die Uebernachtungspreise massiv angezogen haben, waehrend gleichzeitig scheinbar die Qualitaet der Unterkuenfte und des Service extrem abgenommen haben. Klobrillen sucht man in den meisten Hotels oder Hospedajes vergebens, die Sauberkeit laesst zu wuenschen uebrig und Freundlichkeit ist ein Fremdwort (sobald bezahlt wurde, heisst es auch nicht mehr "amigo"). Naja. So ist das halt in den touristischen Zentren. Nach einigem Suchen finden wir schliesslich ein Hospedaje, dass nicht ganz so schlecht zu sein scheint.

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